Neben dem Bevölkerungsrückgang bringt die Alterung der sächsischen Bevölkerung demografische Herausforderungen mit sich. Im Vergleich aller Bundesländer ist die sächsische Bevölkerung am ältesten. Mit der Alterung einher gehen eine steigende alternsbedingte Krankheitslast und ein steigender Pflegebedarf. Auch die zunehmende Anzahl von Menschen mit Schwerbehinderungen ist in Abhängigkeit vom Altersdurchschnitt zu betrachten. Vor diesem Hintergrund sind die Befunde aus den Kapiteln Demografie , Senioren , Gesundheit , Pflege , Drogen und Sucht sowie Menschen mit Behinderungen von hoher Relevanz:
Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 3: Demografie
Die Alterung Sachsens lässt sich an der Entwicklung des Altenquotienten veranschaulichen. Er setzt die Bevölkerung ab 65 Jahren in Relation zur Bevölkerung im erwerbstätigen Alter zwischen 20 und unter 65 Jahren und ist zwischen 1990 und 2015 von 26,1 auf 43,0 gestiegen. Parallel ist der Jugendquotient als Relation der unter 20-Jährigen zur Bevölkerung im erwerbstägigen Alter gesunken. Beide Entwicklungen verdeutlichen eine zunehmende »Versorgungslast« der Erwerbsbevölkerung Sachsens.
Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 5: Senioren
In Sachsen hat die Anzahl der Menschen ab 65 Jahren deutlich zugenommen: Sie stieg von gut 953.000 Personen im Jahr 2005 auf gut 1.025.000 Personen im Jahr 2015. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung liegt nun bei rund 25 Prozent.
Hintergrund ist, dass die Zahl der »nachrückenden« Senioren deutlich über der Zahl der Gestorbenen im Alter von 65 Jahren und mehr liegt, wobei die Gruppe der Senioren deutlich schneller wächst als die der Seniorinnen.
Die wichtigste Einkommensquelle dieser Personengruppe, das Renteneinkommen, lag 2015 wie schon 2005 über dem durchschnittlichen Renteneinkommen in Gesamtdeutschland. Grund hierfür ist die in der Vergangenheit hohe und durchgängige Erwerbsbeteiligung der heutigen Rentenempfänger. Insbesondere Frauen in Sachsen haben ein im Bundesvergleich hohes Renteneinkommen.
Häufigere Erwerbsunterbrechungen nach 1990 sowie ein steigender Anteil von Teilzeitbeschäftigungen werden die zukünftigen Rentenansprüche beeinträchtigen. Dies zeigt sich bereits in aktuellen Tendenzen: Das Armutsrisiko Älterer ist zuletzt – ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau – leicht gestiegen, der Bezug von Grundsicherung im Alter nimmt in der Folge zu.
Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 6: Gesundheit
Auch in Sachsen unterscheiden sich junge, mittelalte und ältere Menschen in Bezug auf Gesundheitszustand und Sterblichkeit.
Bei jungen Menschen bis unter 25 Jahren waren es am häufigsten äußere Ursachen, die zum Tode oder zur Aufnahme im Krankenhaus führten. Beim Gesundheitsverhalten, beispielsweise die Kariesvorsorge oder die Impfquoten gegen Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung, Keuchhusten und Haemophilus influenzae Typ b (Hib) betreffend, konnten in der Vergangenheit sehr gute Präventions- und Prophylaxeerfolge erzielt werden.
Im mittleren Alter hat die Erwerbstätigkeit eine hohe Bedeutung für die Gesundheit. Zum einen gilt dies für die Auswirkungen der Arbeit auf die Gesundheit sowie für die betriebliche Gesundheitsförderung und den Arbeitsschutz. Zum anderen ist eine fehlende Erwerbstätigkeit relevant, weil sie teilweise mit einem ungesunden Lebensstil verknüpft ist. In dieser Lebensphase wirken sich Unterschiede in Risikoverhalten und Lebensstil zwischen Mann und Frau auf die Zahl vermeidbarer Sterbefälle aus.
Das Älterwerden der Bevölkerung geht schließlich mit chronischen Erkrankungen und Multimorbidität einher. Häufig treten dabei Diabetes mellitus und Krankheiten des Kreislaufsystems gleichzeitig auf, das Risiko für Demenz und Stürze steigt stark an.
Auffällig sind die besonderen Gesundheitsrisiken, denen Männer in Sachsen ausgesetzt waren und sind. Die spiegelt sich unter anderem in der auffällig hohen vorzeitigen Sterblichkeit wider, die auch deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt, und wird anhand der verlorenen Lebensjahre besonders augenfällig: Männer wiesen mit über 56.000 im Jahr 2015 doppelt so viele verlorene Lebensjahre auf wie Frauen.
Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 7: Pflege
Die allgemeine Lebenserwartung in Sachsen ist stärker gestiegen als die behinderungsfreie Lebenserwartung. Dadurch führt die demografische Entwicklung zu einem bundesweit überdurchschnittlichen Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen, der sich auch noch bis 2030 fortsetzen wird – insbesondere bei den stationär versorgten Pflegebedürftigen.
Pflege findet in Sachsen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt häufiger in stationären Pflegeeinrichtungen statt. Entsprechend ist die Auslastungsquote der stationären Pflegeeinrichtungen in den letzten Jahren deutlich angestiegen.
Das Armutsrisiko von Pflegebedürftigen in Sachsen war zuletzt im Vergleich zum Bund unterdurchschnittlich, wird bis 2030 aber zunehmen. Die Belastung der Landkreise und Kreisfreien Städte in Sachsen durch Ausgaben für Leistungen für Hilfe zur Pflege wird ansteigen.
Die absolute Zahl der Beschäftigten im Bereich der Grundpflege in ambulanten Pflegediensten beziehungsweise der Pflege und Betreuung in stationären Pflegeeinrichtungen ist in den letzten Jahren gewachsen. Gleichzeitig ist die Pflegefachkraftquote seit 2005 gesunken, liegt aber nach wie vor über dem Bundesdurchschnitt.
Mit dem Personalaufbau ging eine signifikante Ausweitung der Teilzeitbeschäftigung in der ambulanten und stationären Pflege einher. Im stationären Bereich liegt der Wert weit über dem Bundesdurchschnitt.
Durch den weiteren Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 wird auch der Bedarf an Pflegepersonal weiter zunehmen, während das Beschäftigtenpotenzial aufgrund des Rückgangs der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zurückgehen wird. Teil dieser Entwicklung ist auch, dass die Zahl der Empfänger von Hilfe zur Pflege seit 2005 gestiegen ist und bis 2030 weiter deutlich zunehmen wird und damit die kommunalen Haushalte – wenn auch in unterschiedlicher Intensität – belastet.
Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 8: Drogen und Sucht
Drogenbezogene Konsummuster in den Jahren 2008 bis 2015 – ausschließlich abgeleitet aus der Inanspruchnahme von Hilfeangeboten, epidemiologische Befunde liegen nicht vor – zeigen für Sachsen eine bundesweit überdurchschnittliche Zunahme an stimulanzienbezogenen Fällen, worunter unter anderem Behandlungen wegen Crystal Meth fallen. Dennoch waren und sind alkoholbezogene Störungen die häufigsten Diagnosen, derentwegen Menschen suchtbezogene Hilfe suchen.
Die Anzahl der im Krankenhaus mit alkoholbedingten Erkrankungen behandelten Personen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Die alkoholbedingte Sterblichkeit ist deutlich höher als die drogenbedingte Sterblichkeit.
Sichtbar wird, dass alkoholbezogene Störungen in größerem Umfang ältere Menschen betreffen. Stimulanzienbedingte Störungen sind häufiger bei jungen Menschen festzustellen. Sie gehen einher mit einem überproportional hohen Anteil an Straftaten, insbesondere durch Männer sowie Jugendliche und Heranwachsende (14- bis unter 21-Jährige). Die Anzahl der Sicherstellungen von Crystal Meth und die Sicherstellungsmengen sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen und waren im Bundesländervergleich am höchsten. Beunruhigend ist weiterhin die steigende Anzahl an stationären Behandlungsfällen mit der Diagnose Schädigung des Fötus und Neugeborenen durch den mütterlichen Substanzkonsum.
Weitere soziodemografische Merkmale des Hilfeklientels lassen sich unter anderem über die ambulante Suchthilfe auswerten. Beispielsweise war sowohl der Anteil Alleinstehender als auch der Anteil Arbeitsloser überdurchschnittlich im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung.
Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 9: Menschen mit Behinderungen
In den vergangenen Jahren hat sich die Anzahl der Menschen mit Schwerbehinderungen sowie ihr Anteil an der sächsischen Bevölkerung deutlich erhöht. 2015 hatte jeder Zehnte eine anerkannte Behinderung mit einem Grad der Behinderung (GdB) von 50 oder darüber. Dieser Anstieg geht auf die demografische Entwicklung in Sachsen zurück. Insbesondere ältere Menschen haben häufiger eine Schwerbehinderung.
Treten Behinderungen im früheren Lebensverlauf auf, verlassen Menschen mit Behinderungen die Schule häufiger ohne oder mit einem niedrigen Schulabschluss als Menschen ohne Behinderungen.
Die Erwerbstätigenquote von Menschen mit Behinderungen insgesamt ist zwischen 2005 und 2013 kontinuierlich gestiegen. Bei der Teilgruppe der Menschen mit Schwerbehinderungen, also einem Grad der Behinderung (GdB) von 50 oder höher, ist die positive Entwicklung jedoch schwächer und zuletzt auch wieder rückläufig. Trotz einer Zunahme der Beschäftigung (bei Arbeitgebern mit 20 und mehr Arbeitsplätzen wuchs die Anzahl der beschäftigten Menschen mit Schwerbehinderungen von 2005 bis 2015 um 37%), profitieren Menschen mit Behinderungen nicht im gleichen Umfang von der positiven Arbeitsmarktentwicklung in Sachsen. Sie sind häufiger armutsgefährdet als Menschen ohne Schwerbehinderungen.
Im Zuge des Anstiegs der Schwerbehindertenzahlen und -quote haben auch die Nettoausgaben für Leistungen der Eingliederungshilfe sowie Ausgaben des Integrationsamts seit 2006 deutlich zugenommen. Das liegt sowohl an der steigenden Zahl der Beziehenden als auch an höheren Pro-Kopf-Ausgaben.