Demografische Risiken entstehen zum einen, weil die Bevölkerungszahl Sachsens insgesamt geschrumpft ist. Dies ist eine langfristige Entwicklung, die bereits weit vor der Wiedervereinigung eingesetzt hat. Zwischen 1990 und 2015, dem wesentlichen Betrachtungszeitraum dieses Berichts, betrug der Rückgang 14,5 Prozent auf 4,085 Millionen Einwohner.
Als eine gesellschaftliche Herausforderung stellt sich diese Entwicklung deshalb dar, weil sich mit dem Bevölkerungsrückgang das Arbeits- und Fachkräftepotenzial deutlich – wenn auch regional in sehr unterschiedlichem Ausmaß – verkleinert. Vor diesem Hintergrund sind die Befunde aus Kapitel Demografie sowie aus Kapitel Erwerbstätigkeit, Einkommen und Familien von besonderer Bedeutung. Sie zeigen im Landesdurchschnitt folgende Entwicklungen:
Zentrale Ergebnisse aus Kapitel Demografie
Zwei Drittel des landesweiten Bevölkerungsrückgangs sind auf die Differenz zwischen Gestorbenen und Lebendgeborenen zurückzuführen, rund ein Viertel auf Nettowanderungsverluste. Zwischen 1990 bis 2015 sind mehr als 440.000 Menschen mehr in die westlichen Bundesländer und Berlin ausgewandert als zugezogen, rund 56 Prozent davon waren Frauen. Dabei sind vor allem in den Landkreisen junge Frauen gegangen, hier hat sich ein deutlicher »Männerüberschuss« bei den Personen zwischen 20 und 39 Jahren herausgebildet.
Bis 2030 wird der Bevölkerungsrückgang weiter fortschreiten. Die Anzahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 65 Jahren nimmt in der Bevölkerungsvorausberechnung am stärksten ab. Die Dynamik des Bevölkerungsrückgangs wird sich jedoch durch eine niedrigere Nettoabwanderung sowie eine höhere Fertilitätsrate verlangsamen.
Die Kreisfreien Städte werden auch zukünftig eine im innersächsischen Vergleich hohe Standortattraktivität aufweisen und damit ein Motor der sächsischen Wirtschaft sein. Umgekehrt werden die Landkreise Sachsens teilweise deutliche Bevölkerungsverluste durch Abwanderung haben.
Zentrale Ergebnisse aus Kapitel Erwerbstätigkeit und Einkommen, Familien und Unterstützungsleistungen des Freistaates Sachsen
Die sozioökonomische Situation der in Sachsen erwerbstätigen Personen hat sich im Zeitraum von 2005 bis 2015 insgesamt positiv entwickelt. Sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse haben zugenommen, die Arbeitslosigkeit ist zurückgegangen, die Tageslöhne sind gestiegen, die Armutsrisikoquote gemessen am Landesmedian sowie weitere Verteilungsmaße wie der Gini-Koeffizient oder die Palma-Ratio haben sich verbessert. Zudem ist die (teilweise) Abhängigkeit von Transferleistungen gesunken.
Nach dem wendebedingten Einbruch der Geburtenzahl werden in den letzten Jahren wieder mehr Kinder geboren. Im Jahr 2015 hatte Sachsen die bundesweit höchste Geburtenrate. Überwiegend haben die Familien ein Kind, aber auch der Anteil der Familien mit zwei und mehr Kindern ist gestiegen.
Paarfamilien gehören ebenfalls zu den wirtschaftlichen Gewinnern. Die Erwerbstätigkeit von Müttern und Vätern ist im Zeitraum von 2005 bis 2015 kontinuierlich gestiegen. Väter sind größtenteils in Vollzeit erwerbstätig, bei den Müttern ist jedoch eine Entwicklung hin zur Teilzeittätigkeit zu beobachten; im Jahr 2015 lag die Teilzeitquote der Mütter erstmals über deren Vollzeitquote, was perspektivisch Fragen der eigenen Existenzsicherung – insbesondere nach möglicher Trennung vom Partner sowie im Alter – aufwirft. Deutlich wird auch, dass der Tageslohn der vollzeitbeschäftigten Frauen unter dem der vollzeitbeschäftigten Männer liegt, wodurch Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern verfestigt werden. Schließlich profitieren auch Alleinerziehende, deren Anzahl zwar zuletzt gesunken ist, deren Anteil an allen Familien mit minderjährigen Kindern in Sachsen aber immer noch deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt, nur unterdurchschnittlich von der Verbesserung der sozioökonomischen Situation. Ihre Armutsrisikoquote ist im Zeitverlauf gestiegen.