Hauptinhalt

Kennzahlen zur Lebenserwartung, Sterblichkeit und Krankheitslast

Lebenserwartung

Die Lebenserwartung stellt ein umfassendes Maß zur Beurteilung der Gesundheit der Menschen in Sachsen dar. Sie ist in Sachsen in den Jahren 2005 bis 2015 bei Männern um 2,0 Jahre und bei Frauen um 1,6 Jahre auf 77,6 beziehungsweise 83,6 Jahre gestiegen. Die Lebenserwartung sächsischer Frauen liegt damit leicht über dem Bundesdurchschnitt (83,1), während sie bei sächsischen Männern etwas darunterliegt (78,2).

Abbildung 6‑1 verdeutlicht sowohl die unterschiedliche Lebenserwartung bei Mann und Frau als auch den Anteil der mit Behinderung verbrachten Lebenszeit an der Lebenserwartung. Die Menschen in Sachsen werden zwar älter, die gewonnenen Lebensjahre werden jedoch in der Regel nicht in voller Gesundheit verbracht. So ist bei Frauen die allgemeine Lebenserwartung zwischen 2003 und 2011 zwar um 1,6 Jahre gestiegen, die behinderungsfreie Zeit jedoch nur um 0,1 Jahre. Das heißt, bei Frauen war der Zugewinn an behinderungsfreier Lebenszeit eher gering. Dagegen konnten Männer nicht nur mehr Jahre an Lebenserwartung insgesamt hinzugewinnen (2,2 Jahre). Ein großer Teil war auch behinderungsfreie Lebenszeit (1 Jahr). Männer schließen somit zunehmend zu der weiblichen Lebenserwartung auf, wobei Männer im Jahr 2015 aber immer noch im Schnitt 6,0 Jahre weniger Lebenszeit erwarten können als Frauen.

Abbildung 6-1: Behinderungsfreie und mit Behinderung verbrachte Lebenszeit in Sachsen, nach Geschlecht, 2011

Von 77,6 Jahren Lebenserwartung bei Männern werden 7 Jahre mit Behinderung verbracht. Von den 83,6 Jahren Lebenserwartung bei Frauen werden auch 7 Jahre mit Behinderung verbracht.

Dargestellt ist jeweils Lebenserwartung bei Geburt. Aktuellere Daten zur behinderungsfreien Lebenserwartung waren nicht verfügbar.
Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Sterbetafeln, Statistik der Schwerbehinderten,
eigene Darstellung Prognos AG

Abbildung 6-2: Anstieg der allgemeinen und behinderungsfreien Lebenserwartung von 2003 auf 2011 in Sachsen, nach Geschlecht

Die Lebenserwartung bei Männern ist um 2,2 Jahre angestiegen, davon wird knapp ein Jahr behinderungsfrei verbracht. Bei den Frauen ist die Lebenserwartung um 1,6 Jahre gestiegen, die behinderungsfreie Lebenserwartung nur um 0,1 Jahr.

Dargestellt ist jeweils Lebenserwartung bei Geburt. Aktuellere Daten zur behinderungsfreien Lebenserwartung waren nicht verfügbar.
Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Sterbetafeln, Statistik der Schwerbehinderten,
eigene Darstellung Prognos AG

Sterblichkeit (Mortalität)

Die Mortalität und deren Ursachen lassen weitere Rückschlüsse auf die Gesundheit der Sachsen zu. Im Jahr 2015 sind nach Angaben des Statistischen Landesamtes rund 54.500 Menschen in Sachsen gestorben. Das entspricht 1,3 Prozent der Bevölkerung des Bundeslandes. 26.300 der Gestorbenen waren männlich (48,3% aller Gestorbenen) und 28.200 weiblich (51,7% aller Gestorbenen). Dabei ist die altersstandardisierte Mortalitätsrate in Sachsen rückläufig, was ein Ausdruck der gestiegenen Lebenserwartung ist. Zwischen 2005 und 2015 ist die alters­standardisierte Mortalitätsrate bei Frauen um 12,0 Prozent und bei Männern um 12,9 Prozent zurückgegangen. Von allen Sterbefällen des Jahres 2015 lassen sich 45,1 Prozent auf Krank­heiten des Kreislaufsystems, auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen genannt, zurückführen und 24,1 Prozent auf Neubildungen (inklusive Krebs). Beide Krankheitsgruppen sind die mit Abstand häufigsten Todesursachen. Krankheiten des Atmungssystems führten zu 5,2 Prozent der Sterbefälle, äußere Ursachen, wie beispielsweise Unfälle, zu 5,1 Prozent. Jeweils 4,3 Prozent der Gestorbenen gehen auf Krankheiten des Verdauungssystems sowie psychische und Verhaltensstörungen zurück.

Abbildung 6‑3 stellt die geschlechtsspezifischen Unterschiede der häufigsten Todesursachen dar. Der Anteil weiblicher Gestorbener infolge von Krankheiten des Kreislaufsystems lag mit 50,2 Prozent deutlich über dem Anteil bei Männern (39,6%), während er bei Neubildungen niedriger war (Frauen, 20,4%; Männer 27,9%). Unter Neubildungen versteht man sowohl gutartige Tumore als auch bösartige Tumore (Krebs).

Die häufigste Krankheit des Kreislaufsystems, die als Todesursache angegeben wird, ist bei Frauen und Männern die ischämische Herzkrankheit. Diese Krankheit ist durch eine verminderte Sauerstoffversorgung der Herzmuskulatur gekennzeichnet. 18,2 Prozent der männlichen und 17,8 Prozent der weiblichen Todesfälle sind allein auf diese Krankheit zurückzuführen. Im bundesweiten Vergleich ist der Anteil in Sachsen damit deutlich erhöht (Deutschland: Männer 15,2%; Frauen 12,6%). Auffällig ist vor allem der vergleichsweise große Unterschied bei den Frauen, für den es aber bislang keine Erklärung gibt.

Abbildung 6-3: Die häufigsten Todesursachen in Sachsen, nach Geschlecht, in Prozent, 2015

Todesursachen aufgrund des Kreislaufsystems sind bei Männern (40 Prozent) und Frauen (50 Prozent) am häufigsten. Neubildungen stellen die nächst häufigste Todesursache dar, gefolgt von psychischen und Verhaltensstörungen bei Frauen und Krankheiten des Atmungssystems bei Männern und zu einem kleineren Anteil auch bei Frauen.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Todesursachenstatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Die Gesamtzahl gestorbener Personen in Sachsen ist von 2005 bis 2015 um 11,4 Prozent auf rund 54.500 Gestorbene gestiegen. Schließt man altersstrukturbedinge Effekte aus, zeigt sich, dass in den letzten Jahren die altersstandardisierten Mortalitätsraten bei den bedeutsamsten Todesursachen zurückgingen. Besonders deutlich war dieser Rückgang bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch bei Krebs (bösartige Neubildungen) (Abbildung 6‑4). Sowohl eine gesündere Lebensweise als auch verbesserte Behandlungsmöglichkeiten dürften hier die Ursache für diese Entwicklungen sein. Ein differenzierter Blick auf die Entwicklung der häufigsten Todesursachen wird in den nachfolgenden Kapiteln zu den jeweiligen Lebenslagen geworfen.

Abbildung 6-4: Gestorbene infolge von Krankheiten des Kreislaufsystems (I00-I99) und bösartigen Neubildungen (C00-C97) in Sachsen, nach Geschlecht, altersstandardisiert je 100.000 Einwohner

Von 2003 bis 2015 gab es einen Rückgang von ungefähr 100 Todesfällen je 100.000 Einwohner für Krankheiten des Kreislaufsystems. Von 2003 bis 2015 gab es einen Rückgang von ungefähr 50 Todesfällen je 100.000 Einwohner bei bösartigen Neubildungen.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Todesursachenstatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Abbildung 6‑5 zeigt die standardisierte Mortalitätsrate (SMR) der Landkreise und Kreisfreien Städte in Sachsen. Die SMR ist eine epidemiologische Kennzahl, die es ermöglicht, die Sterblichkeit in Regionen zu vergleichen, indem regionale Geschlechts- und Altersunterschiede herausgerechnet werden. Im vorliegenden Fall ist der Bezugswert die durchschnittliche Sterblich­keit in Sachsen, die mit 100 Prozent angeben ist. Werte darüber belegen eine höhere und Werte darunter eine niedrigere Sterblichkeit als im Landesdurchschnitt. Am deutlichsten liegt Dresden mit 11,0 Prozent unter dem Landesdurchschnitt. Die Sterblichkeit im Landkreis Zwickau hingegen liegt 8,0 Prozent darüber. Das bedeutet: Statt, dass wie im Landesdurchschnitt 100 Menschen sterben, sind es in Dresden lediglich 89, im Landkreis Zwickau aber 108. Im Kapitel Soziale Lage und Gesundheit wird auf einen möglichen Zusammenhang von Gesundheit und sozialer Lage, welche sich in den Landkreisen und Kreisfreien Städten Sachsens unterscheidet, eingegangen.

Abbildung 6-5: Standardisierte Mortalitätsrate (SMR) in Sachsen insgesamt und in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, in Prozent, 2015

Die standardisierte Mortalitätsrate ist besonders hoch in den Landkreisen Görlitz, Zwickau und im Vogtlandkreis. In Dresden Stadt und den Landkreisen Meißen und Bautzen ist die standardisierte Sterberate am niedrigsten.

Eine Übersichtskarte mit den Namen der Landkreise und Kreisfreien Städte ist in Teil I zu finden.
Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Statistik der Sterbefälle,
eigene Darstellung Prognos AG. Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2015

Vorzeitige Sterblichkeit

Verlorene Lebensjahre sind eine weitere Maßeinheit für die Gesundheit einer Bevölkerung. Als Bezugsalter wird häufig das 65. Lebensjahr gewählt. Die verlorenen Lebensjahre einer Person geben in diesem Fall an, wie viele Lebensjahre aufgrund eines vorzeitigen Todes bis zum 65. Lebensjahr verloren gehen. Die vorzeitige Sterblichkeit zeugt dann von einer hohen Sterblichkeit, wenn sie die natürliche Sterblichkeit nach einem langen Leben nicht miteinbezieht und umso höher ausfällt, je früher ein Mensch stirbt.

Im Jahr 2015 sind in Sachsen bei Frauen rund 23.600 und bei Männern 56.300 Lebensjahre vorzeitig verloren gegangen. Abbildung 6‑6 zeigt dazu die häufigsten Todesursachen beider Geschlechter. Krebs (als Teil der Neubildungen) ist als häufigste Ursache für einen vorzeitigen Tod zu nennen. Bei Frauen ist der Anteil der Neubildungen deutlich größer als bei Männern. Hauptverantwortlich ist dafür der Brustkrebs bei Frauen, der im jüngeren Alter einsetzt als andere Krebsarten und so bei einem tödlichen Verlauf besonders viele Lebensjahre verloren gehen (siehe auch Brustkrebs im Kapitel Krebs im mittleren Alter). Männer sterben auf der anderen Seite deutlich häufiger vorzeitig an den Krankheiten des Kreislaufsystems und aufgrund äußerer Ursachen wie Unfällen und Suizid. So entfielen auf Suizid und Transportmittelunfälle bei Frauen 5,0 beziehungsweise 3,5 Prozent und bei Männern 8,5 beziehungsweise 5,1 Prozent der verlorenen Lebensjahre.

Abbildung 6-6: Häufigste Ursachen der durch Tod vor Vollendung des 65. Lebensjahres verlorenen Lebensjahre in Sachsen, nach Geschlecht, in Prozent, 2015

Die Abbildung stellt die beschriebenen geschlechterspezifischen Todesursachen grafisch dar.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Todesursachenstatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Die vorzeitige Sterblichkeit ist sowohl in Deutschland als auch in Sachsen seit 1998 gesunken (Abbildung 6‑7). Der Rückgang ist bis 2014 allerdings abgeflacht und hat sich im Jahr 2015 sogar leicht umgekehrt. Der Anstieg im Jahr 2015 war bei sächsischen Männern am stärksten ausgeprägt. Deren vorzeitige Sterblichkeit lag auch deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Auf Bundes- wie auch Landesebene zeigte sich generell ein deutlicher Unterschied zwischen Mann und Frau. Dieser Unterschied wird im Kapitel Gesundheit von Männern eingehender behandelt.

Abbildung 6-7: Vorzeitige Sterblichkeit (bis zum Alter von unter 65 Jahren) in Sachsen und Deutschland, nach Geschlecht, altersstandardisiert je 100.000 Einwohner

Die Grafik zeigt die beschriebene Entwicklung der vorzeitigen Sterblichkeit.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen und Statistisches Bundesamt, Todesursachenstatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Abbildung 6‑8 zeigt den 5-Jahresmittelwert der standardisierten Mortalitätsrate (SMR) für sechs ausgewählte vermeidbare Todesursachen in sächsischen Landkreisen und Kreisfreien Städten. Die vergleichende Darstellung zeigt anschaulich die Unterschiede bei vermeidbaren Sterbefällen in Sachsen. In Dresden lag die SMR bei allen Todesursachen unter dem Referenzwert von Sachsen, der bei eins liegt. Das bedeutet, dass bei gleicher Geschlechts- und Altersverteilung aller Landkreise und Kreisfreien Städte weniger Menschen in Dresden vorzeitig gestorben wären als im sächsischen Durchschnitt. Im Gegensatz zu Dresden lag die vorzeitliche Sterblichkeit im Landkreis Görlitz bei allen Todesursachen über dem sächsischen Durchschnitt. Die vorzeitige Sterblichkeit infolge von ischämischer Herzkrankheit und Leberkrankheit war im Landkreis Görlitz höher als in allen anderen Landkreisen und Kreisfreien Städten. In den Landkreisen Bautzen und Nordsachsen waren die Sterbefälle infolge von Transportmittelunfällen (jedes Alter) im Vergleich zu den anderen Todesursachen besonders ausgeprägt. In der Kreisfreien Stadt Leipzig war die SMR von Lungenkrebs besonders hoch und die vorzeitliche Sterblichkeit infolge von Hypertonie und zerebrovaskulären Krankheiten war rund eineinhalbmal so hoch wie im sächsischen Landesdurchschnitt. Hier besteht ein Ansatzpunkt für fortführende Studien, die bei der Klärung der Frage helfen könnten, inwiefern soziale Disparitäten und Unterschiede in der Versorgungs- oder Infrastruktur zu den regionalen Unterschieden in der vorzeitigen Sterblichkeit beitragen. In den folgenden Kapiteln wird auf die Krankheiten Lungenkrebs, Brustkrebs, ischämische Herz­krankheit, Hypertonie und zerebrovaskuläre Krankheiten sowie Verkehrsunfälle insbesondere bei jungen Menschen näher eingegangen.

Abbildung 6-8: Vermeidbare Sterbefälle in Sachsen insgesamt und in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, nach ausgewählten Diagnosen, 5-Jahres-Mittelwert der Jahre 2011 bis 2015

Die Grafik zeigt die beschriebene Verteilung der vermeidbaren Sterbefälle.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen und Statistisches Bundesamt, Todesursachenstatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Krankheitslast (Morbidität)

Die Auswertung von diagnosespezifischen Krankenhausfällen bietet neben den Todesursachen eine weitere Möglichkeit zur Abbildung des Krankheitsgeschehens innerhalb der sächsischen Bevölkerung. Das sich daraus ergebende Bild ist jedoch nicht vollständig, da beispielsweise die behandelten Krankheiten in den Arztpraxen nicht erfasst werden und es durch technisch-medizinische Fortschritte zunehmend zur Verlagerung von der stationären in die ambulante Versorgung kommt. Überdies werden bei den Krankenhausdiagnosen keine Personen, sondern Fälle gezählt, daher gehen Personen mit mehreren Krankenhausaufenthalten in einem Jahr mehrfach in die Statistik ein. Dafür werden alle Krankenhausdiagnosen vollständig von den Statistischen Landesämtern erfasst und ermöglichen zudem regionale Vergleiche. Außerdem stellen Krankenhausaufnahmen in der Regel eine erhebliche Beeinträchtigung der Gesundheit dar. Deshalb werden Krankenhausdiagnosen in Gesundheitsberichten häufig zur Darstellung der Krankheitslast herangezogen.

Im Jahr 2015 kam es zu rund 1.006.700 Krankenhausdiagnosen in Sachsen (Männer: 490.600; Frauen: 516.100). Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Neubildungen stellten in Sachsen nicht nur die häufigsten Todesursachen dar, sie zählten auch zu den häufigsten Diagnosen in sächsischen Krankenhäusern (Tabelle 6‑1). Krankheiten des Kreislaufsystems waren bei Frauen und Männern die häufigste Krankenhausdiagnose. Sie waren außerdem der vierthäufigste Grund für Rehabilitationsmaßnahmen und Frühverrentung (siehe Kapitel Folgen von Krankheiten in Sachsen). Auch der Anteil der Frauen, die aufgrund von Neubildungen im Krankenhaus behandelt wurden, war mit 9,1 Prozent niedriger als der Anteil der Männer mit 11,5 Prozent. Das lag jedoch auch daran, dass die dritthäufigste Ursache für einen Krankenhausaufenthalt bei Frauen mit einer Schwangerschaft zusammenhängt. Diese Diagnose umfasst sowohl Entbindung als auch Komplikationen vor, während und nach der Geburt sowie einen ärztlich eingeleiteten Schwangerschaftsabbruch. Dementsprechend kleiner fielen die Anteile der weiteren Krankenhausdiagnosen bei Frauen aus.

Tabelle 6‑1: Die häufigsten Krankenhausdiagnosen in Sachsen, nach Geschlecht, in Prozent, 2015
Rang männlich
Krankenhausdiagnose (ICD-10)
Anteil in % Rang weiblich
Krankenhausdiagnose (ICD-10)
Anteil in %
1 Krankheiten des Kreislaufsystems (I00-I99) 15,9 1 Krankheiten des Kreislaufsystems (I00-I99) 13,3
2 Neubildungen (C00-D48) 11,5 2 Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98) 10,3
3 Krankheiten des Verdauungssystems (K00-K93) 10,7 3 Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00-O99) 9,4
4 Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98) 10,3 4 Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes (M00-M99) 9,4
5 Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes (M00-M99) 7,9 5 Neubildungen (C00-D48) 9,1

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Krankenhausstatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Schwangerschaftsabbrüche bedürfen nur in wenigen Fällen einer stationären Aufnahme im Krankenhaus. Von den 5.083 Schwangerschaftsabbrüchen im Jahr 2015 wurde dieser medizinische Eingriff in 4.824 Fällen (94,9%) in gynäkologischen Praxen, OP-Zentren oder ambulant in Krankenhäusern vorgenommen. Die Verteilung des Alters bei Eingriff ist annähernd normalverteilt (Abbildung 6‑9). Im Alter von 25 bis unter 30 Jahren wurden am häufigsten je 100.000 Frauen Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen. Eine ähnliche Verteilung ergab sich bei Schwangerschaftsabbrüchen je 100.000 Lebendgeborenen nach Alter der Frauen. Bei Frauen im Alter von 25 bis unter 30 Jahren kam es je 100.000 Lebendgeborenen zu rund 38 Schwangerschaftsabbrüchen.

Weitere Angaben zu Schwangerschaftsberatung und Schwangerschaftsabbrüchen in Sachsen, unter anderem zur zeitlichen Entwicklung, befinden sich im Kapitel Schwangerschaftsberatung und Schwangerschaftsabbrüche.

Abbildung 6-9: Schwangerschaftsabbrüche in Sachsen, je 100.000 Frauen, nach Alter, 2015

Bei Frauen zwischen 18 und 34 Jahren kam es am häufigsten (knapp über 1.000 je 100.000 Frauen) zu Schwangerschaftsabbrüchen.

Quelle: Statistisches Bundesamt, Bundesstatistik über Schwangerschaftsabbrüche,
eigene Darstellung Prognos AG

Abbildung 6 10: Schwangerschaftsabbrüche in Sachsen, je 100.000 Lebendgeborene, nach Alter der Frauen, 2015126

Bei den Schwangerschaftsabbrüchen je 100.000 Lebendgeborenen, war die Anzahl bei den Frauen mit 25-29 Jahren am höchsten.

Quelle: Statistisches Bundesamt, Bundesstatistik über Schwangerschaftsabbrüche,
eigene Darstellung Prognos AG

Neben Krankenhausstatistiken können Daten über die häufigsten Beratungsanlässe im ambulanten Bereich bis zum Jahr 2011 das Bild des Krankheitsgeschehens in Sachsen ergänzen. Mit Abstand häufigster Beratungsanlass war 2011 die essenzielle Hypertonie (siehe auch Kapitel Krankheiten des Kreislaufsystems). Die essenzielle Hypertonie ist die häufigste Form von Bluthochdruck, die nicht die Folge einer Grunderkrankung ist, sondern zumeist von Lebens­stilfaktoren und genetischer Prädisposition hervorgerufen wird. Störungen des Lipoprotein­stoffwechsels, bei der es zu einer erhöhten Konzentration des Cholesterins, der Triglyceride und Lipoproteine kommt, sowie Typ-2-Diabetes mellitus (siehe Kapitel Ernährungsbedingte Krankheiten) und Rückenschmerzen (siehe Rückenschmerzen im Kapitel Folgen von Krankheiten in Sachsen) waren ebenfalls häufige Gründe für eine hausärztliche Konsultation.

Abbildung 6-11: Die häufigsten Diagnosen in der allgemeinärztlichen Praxis in Sachsen, in Prozent, 2011

45 Prozent der Diagnosen in allgemeinärztlichen Praxen betrafen die essentielle Hypertonie, 22 Prozent Störung des Lipoproteinstoffwechsels, 18 Prozent Typ-2-Diabetes mellitus und 16 Prozent Rückenschmerzen.

Mehrfachzählung von Patienten mit mehreren Beratungsanlässen möglich.
Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Kassenärztliche Vereinigung Sachsen (ambulanter Leistungsbereich),
eigene Darstellung Prognos AG

Damit stellten nichtübertragbare Krankheiten den weitaus überwiegenden Anteil der Krankenhausdiagnosen dar. Infektionskrankheiten machten dagegen einen vergleichsweise geringen Anteil aus. Im Jahr 2015 gingen 3,2 Prozent aller Krankenhausdiagnosen in Sachsen auf Infektionskrankheiten zurück. Altersstandardisiert bewegten sich Krankenhausfälle aufgrund von Infektionen seit 2008 auf annähernd gleichbleibendem Niveau mit nur geringen Unter­schieden zwischen Männern und Frauen (Abbildung 6‑12).

Abbildung 6-12: Krankenhausfälle infolge von Infektionskrankheiten in Sachsen, nach Geschlecht, altersstandardisiert je 100.000 Einwohner

Krankenhausfälle infolge von Infektionskrankheiten sind von 2003 auf 2015 von 600 Fällen je 100.000 Einwohner auf knapp 700 bei Frauen und knapp 800 bei Männern gestiegen.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Krankenhausstatistik, sowie Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen Sachsen, Statistik der meldepflichtigen Krankheiten,
eigene Darstellung Prognos AG

Abbildung 6-13: Neuerkrankungen an Lungentuberkulose (A15) bei Deutschen und Ausländern in Sachsen, altersstandardisiert je 100.000 Einwohner

Während Neuerkrankungen an Lungentuberkulose bei Deutschen gegen null zurückgehen, sind sie bei Ausländern in Sachsen bis auf 80 Fälle je 100.000 Einwohner im Jahr 2015 gestiegen.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Krankenhausstatistik, sowie Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen Sachsen, Statistik der meldepflichtigen Krankheiten,
eigene Darstellung Prognos AG

Auffälligkeiten zeigen sich bei der Entwicklung von HIV-Erstdiagnosen (siehe HIV im Kapitel Gesundheitsunterschiede bei Mann und Frau) und Neuerkrankungen von Lungentuberkulose. Im Jahr 2015 sind 184 Personen in Sachsen an Lungentuberkulose erkrankt. Davon waren 53 deutsche und 131 ausländische Staatsbürger. Unter ausländischen Staatsbürgern stiegen die Neuerkrankungsfälle sehr stark an (Abbildung 6‑13), was sich aus dem Zuzug von Menschen aus Krisengebieten erklären lässt. Asylsuchende sind prinzipiell durch die gleichen Infektions­krankheiten gefährdet wie die hier lebende Bevölkerung. Allerdings sind sie häufig während der Flucht schwierigen Lebensbedingungen ausgesetzt, weisen möglicherweise einen nur unvoll­ständigen Impfschutzes auf und leben zum Teil in räumlich beengten Massenunterkünften, was sie besonders vulnerabel für Infektionskrankheiten macht (Frank et al., 2017). Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass alle Asylsuchenden in  den Gemeinschaftsunterkünften (anders als die Allgemeinbevölkerung) auf Tuberkulose untersucht wurden und werden. Dies dürfte die Statistik ebenfalls beeinflussen.

Abbildung 6‑14 zeigt die regionale Verteilung von Tuberkuloseneuerkrankungen in Sachsen. Auffällig sind die hohen Neuerkrankungsraten in den Kreisfreien Städten. Besonders hoch war die Neuerkrankungsrate mit 13 Fällen je 100.000 Einwohnern in Chemnitz. Ursache dürfte hier der höhere Anteil der Asylsuchenden sein.

Abbildung 6-14: Neuerkrankungen an Lungentuberkulose (A15) in Sachsen, nach Kreisfreien Städten und Landkreisen, je 100.000 Einwohner, 2015

In Chemnitz, Leipzig Stadt und Dresden wurden die meisten Neuerkrankungen (bis 13 je 100.000 Einwohner) an Lungentuberkulose gezählt. In den Landkreisen Leipzig, der Sächsischen Schweiz und Görlitz gab es weniger als 2 Neuerkrankungen je 100.000 Einwohner.

Eine Übersichtskarte mit den Namen der Landkreise und Kreisfreien Städte ist in Teil I zu finden.
Quelle: Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen Sachsen, Statistik der meldepflichtigen Krankheiten,
eigene Darstellung Prognos AG. Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2015

 

Fußnoten

126 Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde eine vereinfachte Form der Altersabgrenzung verwendet. Zum Beispiel ist mit dem Alter 15 bis 17 das Alter 15 bis unter 18 Jahren gemeint.

zurück zum Seitenanfang