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zu Kapitel 6: Drogen und Sucht

Die Nachfrage nach Suchthilfe ist kein direktes Anzeichen
für die allgemeine Suchtbelastung der Menschen.
Aber über einen längeren Zeitraum betrachtet,
ermöglichen die Daten eine Einschätzung
und Beurteilung von Veränderungen in der Versorgungslage.
Damit erhalten wir auch Hinweise auf Veränderungen
in den Mustern zum Verbrauch von Drogen.
Als Drogen bezeichnen wir Stoffe,
die einen Rausch erzeugen.
Einige dieser Stoffe werden traditionell auch als Genussmittel angesehen.
Das sind zum Beispiel Stoffe wie:
Koffein und Alkohol sowie Tabak.
Andere Drogen sind zum Beispiel Cannabis und Opium.
Viele solcher Genussmittel können bei entsprechender Dosierung
zu einem veränderten Bewusstsein und einer veränderten Wahrnehmung führen.
Sie können schädliche Folgen haben.
Zum Beispiel die Abhängigkeit von dem Mittel.
Dazu sagen wir auch Sucht.
Im schlimmsten Fall können die Mittel zum Tod führen.
Drogen können auch künstlich hergestellt werden.
Die bekannteste und künstlich hergestellte Droge ist das Crystal Meth.
Es gibt erlaubte und nicht erlaubte Drogen.
Eine nicht erlaubte Droge ist zum Beispiel das Crystal Meth.

In den Jahren 2008 bis 2015 zeigte sich
in den verschiedenen Einrichtungen von ambulanter und stationärer Versorgung
eine Zunahme an Fällen nach Einnahme von bewusstseinsverändernden Drogen.
Zu diesen Fällen zählen auch die Behandlungen wegen Crystal Meth.
Aber am häufigsten brauchten Menschen Hilfe
wegen Störungen nach der Einnahme von Alkohol.

Im Vergleich zu Deutschland nahm Sachsen
bei den illegalen Mitteln eine Sonderrolle ein.
In Sachsen gab es im Vergleich zu ganz Deutschland
deutlich mehr Fälle wegen der Einnahme von bewusstseinsverändernden Drogen.
Bei den Störungen nach der Einnahme von Cannabis und Opium
hatte Sachsen aber im Vergleich zu Deutschland deutlich weniger Fälle.

In den Landkreisen und in den Kreisfreien Städten in Sachsen
wurden unterschiedliche Besonderheiten deutlich.
Der Grund für die Besonderheiten bleibt ungeklärt.
Es ist nicht klar,
ob eine unterschiedliche Nachfrage nach Suchthilfe
an den unterschiedlichen Angeboten in den Regionen liegt.
Oder ob die Anzahl der Fälle in den Regionen unterschiedlich hoch ist.

Sichtbar wurde, dass ältere Menschen in größerem Umfang
wegen alkoholbezogenen Störungen Hilfe suchten.
Wegen Störungen nach der Einnahme von bewusstseinsverändernden Mittel
waren es auffallend häufig junge Frauen.
Insgesamt gab es als Hilfesuchende mehr Männer als Frauen.
Ansonsten gibt es bei der ambulanten Suchthilfe
im Vergleich zu den Daten aus ganz Deutschland
keine weiteren Besonderheiten in Sachsen.

Mit dem Wissen aus den Untersuchungen geben wir folgende Empfehlungen:
Wichtig sind Informationen zu den Gefahren von Alkoholkonsum.
Es sollte über die Risiken aufgeklärt werden.
Die Anzahl an älter werdenden Hilfesuchenden wegen Alkoholkonsum
sollte in der Suchthilfe und der Vielfalt der Hilfeangebote beachtet werden.
Die unterschiedlichen Regionen in Sachsen
brauchen ausreichend viele Hilfeangebote.
Die Angebote sollten die Hilfesuchenden betreuen können.
Angebot und Nachfrage sollten stetig geprüft und angepasst werden.

Selbsthilfe für Suchtkranke

Die Suchthilfe in Sachsen hat eine hohe Anzahl an Selbsthilfegruppen.
Das Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz
gab für das Jahr 2012 an:

  • mehr als 350 Selbsthilfegruppen mit Bezug zu Alkohol
  • und fast 100 Gruppen mit Bezug zu illegalen Drogen.

Deutlich wurde, dass die ambulanten Angebote zur Behandlung in den unterschiedlichen Regionen besser ausgebaut werden sollten.

Zusammenarbeit

Es gibt Hinweise auf eine verhältnismäßig geringe Zusammenarbeit
zwischen Suchthilfe und ärztlichen Praxen.
Es gibt auch Hinweise auf eine verhältnismäßig geringe Zusammenarbeit
mit psychotherapeutischen Praxen.
Die Empfehlung lautet:
Die Arbeit der unterschiedlichen Beteiligten
sollte auf Dauer besser ausgebaut werden.
Auch die funktionierende Zusammenarbeit zwischen Jobcentern und Suchthilfe
sollte bewahrt und weiter ausgebaut werden.
Die Vernetzung dieser Partner ist wichtig.
Die Vorteile daraus sollten auch künftig genutzt werden.

Ausgewählte Folgen und Problemlagen

Beunruhigend ist die Zahl der stationären Behandlungsfälle bei Müttern,
die Drogen vor oder während der Schwangerschaft genommen haben.
In diesen Fällen gibt es oft Schädigungen
des ungeborenen und des geborenen Kindes.
Die Anzahl dieser Fälle ist in den letzten Jahren gestiegen.
Die Universitätskliniken in Dresden und in Leipzig
haben sich sehr mit dieser Problemlage beschäftigt.
Trotzdem müssen wir von einer hohen Anzahl von Fällen ausgehen,
die uns bislang unbekannt sind.
In ganz Sachsen sollten die Ärzte darauf aufmerksam gemacht werden.
Auch Studien zur Schätzung dieser besonderen Problemlage sind wünschenswert.
Zudem sollte auf die besonderen Hilfebedarfe geachtet werden.
Und die Erreichbarkeit der Mütter mit Dogenkonsum ist auch wichtig.
Auch die Diagnose spielt eine wesentliche Rolle.
Es entstehen folgende Fragen:

  • Wie kann man diese Fälle besser und früher erkennen?
  • Wie kann man sie in entsprechende vorbeugende Maßnahmen und Hilfeangebote vermitteln?

In Sachsen besteht besonderer Handlungsbedarf,
wenn es um betroffene ungeborene Menschen,
um neugeborene Menschen
und um Kinder geht.

Bei Jugendlichen gab es einen übergroßen Anteil an Straftaten
in Zusammenhang mit psychotropen Substanzen auf.
Psychotrope Substanzen sind Stoffe oder die Mischungen aus mehrerer Stoffen,
die die menschliche Psyche beeinflussen.
Ein für die Zukunft wichtiges Handlungsfeld
dürfte hier die stärkere Vernetzung von Suchthilfe, Jugendhilfe und Justiz sein.
Im Verhältnis zu allen Straftaten ist der Anteil der Rauschmitteldelikte
in den Jahren von 2009 bis 2014 gestiegen.
Allerdings ist der Anteil an Rauschmitteldelikte
bezogen auf die Gesamtbevölkerung nicht sehr häufig.
Die Anzahl der Sicherstellungen von Crystal Meth
und auch die sichergestellten Mengen
sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
Im Vergleich der Bundesländer war die Anzahl in Sachsen am höchsten.
Dies spricht unter anderem dafür,
dass sich die Bedingungen für die Sicherstellungen verbessert haben.
Im regionalen Vergleich ergab sich:
Je mehr Einwohner in einer Region leben,
desto höher ist die Anzahl der Crystal Meth Delikte.
Die meisten Fälle gab es in den mittelgroßen und großen Städten.

wichtige Merkmale und offene Fragen

Die Deutsche Suchthilfestatistik liefert eine Reihe wichtiger Merkmale
zur Steuerung der Versorgungssituation.
Die dafür erforderlichen Untersuchungen
werden jährlich durchgeführt und ausgewertet.
Es besteht kein grundsätzlicher Erweiterungsbedarf der Merkmale.
Aber eine regionale Betrachtung ist sinnvoll und möglich.
Die wichtigsten Merkmale sind die Fallzahlen
und die Verteilung der Hauptdiagnosen.
Ebenso wichtig sind die Kennzahlen zu den Klienten ohne Schulabschluss,
zu den Klienten ohne Arbeit oder ohne Wohnung.
Auch die Anzahl der betroffenen Dritten ist erheblich.
Betroffene Dritte sind zum Beispiel Kinder mit eine Schädigung,
wenn die Mütter Drogen in der Schwangerschaft genommen haben.
Wichtig ist auch die Zahl der Menschen,
die Angebote zur Beratung und Behandlung nutzen.
Die Deutsche Suchthilfestatistik liefert keine Daten
zur Aufsuche von Programmen zur Raucherentwöhnung.

Die Erhebungen zur Suchthilfe werden ergänzt
durch die Hinweise aus den Kriminalstatistiken.
Dabei ist die Blickrichtung auf die Strafverfolgung wichtig.
Aber diese Erhebungen erlauben noch keine Aussagen zum Umfang der Probleme
durch den Konsums von Substanzen mit Einfluss auf die Psyche,
auf der Ebene der Allgemeinbevölkerung.
Dazu bedarf es regionaler Schätzungen zur Verbreitung und den Ursachen.
Der Umfang des Drogenkonsums könnte zum Beispiel
auf der Grundlage von Untersuchungen des Abwassers geschätzt werden.
Die jüngsten Untersuchungen des Abwassers in Chemnitz
bestätigen diese Herangehensweise.
Denn die Untersuchungen haben ergeben:
Im Vergleich zu anderen an der Studie beteiligten Städten
liegt die höchste Menge an Abbauprodukten von Crystal Meth in Chemnitz vor.
Die höchste Menge von Abbauprodukten
deckt sich mit der höchsten Anzahl an Crystal-Meth-Delikten.
Zusätzliche Informationen sind aus einer Befragung
der Bevölkerung in Sachsen zu erwarten.
Die Informationen kommen von fast 2000 Menschen
im Alter von 15 Jahren bis 64 Jahren.
Das Sächsische Ministerium für Soziales und Verbraucherschutz
hat die Befragung in Auftrag gegeben.

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