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Gesundheitsförderung in der Kommune

Menschen mit geringem sozialem Status sind durch Angebote der Prävention und Gesundheitsförderung oft schwer erreichbar. Auf die Möglichkeiten der Gesundheitsförderung bei Erwerbslosen wurde bereits oben eingegangen. In der Kommune können jedoch auch Zielgruppen erreicht werden, die in Einrichtungen und Institutionen in der Regel nicht anzutreffen sind (zum Beispiel Erwerbslose, pflegende Angehörige, ältere Menschen). Die Kommune ist ein allgemeines Setting des Lebens und der Freizeitgestaltung. Auch aufgrund der umfassenden Befugnisse »alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft im Rahmen der Gesetze in eigener Verantwortung zu regeln« (Artikel 28 Absatz 2 Grundgesetz), kommt den Kommunen eine Schlüsselrolle in Prävention und Gesundheitsförderung zu (GKV-SV, 2017).

Eine Kommune wird im Rahmen von Prävention und Gesundheitsförderung als umfassendes System begriffen, in dem Subsysteme wie Bildungseinrichtungen, Quartiere, Sportvereine oder Betriebe verankert und organisiert sind. Auch politische Maßnahmen und Aktivitäten innerhalb einer Kommune, die ursprünglich nicht primär Gesundheit als Ziel adressieren, haben meist Auswirkungen auf die Gesundheit, wie beispielsweise Stadtentwicklungsvorhaben, Verkehrsplanungen, die Einrichtung von Kindertagesstätten, Bildungsangebote oder Fragen der Wirtschaftsförderung. »Das Spannungsfeld der Chancen für Gesundheit auf der einen und der wirtschaftlichen Tristesse in vielen Städten und Gemeinden auf der anderen Seite ist jedoch beachtlich.«(Böhme und Stender, 2015, S.1).

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im Jahr 1986 das Healthy-Cities-Projekt ins Leben gerufen. Darauf basierend wurde in Deutschland das Gesunde-Städte-Netzwerk gegründet, dem derzeit 78 Kommunen angehören (Stand 13.09.2017).179 Das Netzwerk ist ein freiwilliger Zusammenschluss der beteiligten Kommunen und dient vor allem als Aktions- und Lerninstrument, mit dem die Arbeit vor Ort im Sinne der Gesunde-Städte-Konzeption unterstützt werden soll. In »Gesunden Städten« wird Gesundheit verstärkt in den Mittelpunkt der Kommunalpolitik gerückt. Zur Teilnahme am Netzwerk müssen die Kommunen neun Mindestkriterien erfüllen.180 Unter anderem sollen gesundheitsfördernde Inhalte und Methoden bei allen öffentlichen Planungen und Entscheidungen ressortübergreifend berücksichtigt und die Bürgerinnen und Bürger beteiligt werden.

In Sachsen gehören die Städte Leipzig, Dresden und Chemnitz dem Gesunde-Städte-Netzwerk an. Leipzig ist dabei als Kompetenzzentrum für integrierte kommunale Strategien anerkannt, welches sich mit besonderer Expertise in der Verankerung von Gesundheit als kommunale Querschnittsaufgabe und Koordination der Akteure auszeichnet.181 Die kommunale Gesundheitsförderung spielt im ländlichen Raum Sachsens bisher, vermutlich aus wirtschaftlichen und demografischen Gründen, noch keine entsprechende Rolle. Angesichts der beschriebenen Zusammenhänge besteht hier Nachholbedarf.

 
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