Die soziodemografische Lage der Senioren und ihre Entwicklung
In Sachsen hat die Anzahl der Senioren deutlich zugenommen: Sie stieg von gut 953.000 Personen im Jahr 2005 auf gut 1.025.000 Personen im Jahr 2015. Noch deutlicher ist der Anteil der Senioren an der Gesamtbevölkerung angestiegen. 2015 liegt er zwischen 20,9 Prozent in der Kreisfreien Stadt Leipzig und 28,3 Prozent im Vogtlandkreis (Abbildung 5‑1).
Auch wenn in Sachsen nach wie vor mehr Seniorinnen als Senioren leben, trugen zum beschriebenen Anstieg die Männer zu einem deutlich größeren Teil als die Frauen bei. Zwischen 2005 und 2015 hat die Zahl der Senioren um 15 Prozent zugenommen, die der Seniorinnen nur um 3 Prozent. Die männliche Bevölkerung im Alter von 75 Jahren und mehr ist in diesem Zeitraum deutlich stärker gewachsen als die weibliche Bevölkerung in diesem Alter (Abbildung 5‑2). Für die männliche Bevölkerung im Alter von 85 Jahren und mehr lag beispielsweise die Zunahme von 2005 auf 2015 bei über 100 Prozent. In absoluten Zahlen nahm die Anzahl der Personen in dieser Altersgruppe um rund 20.000 Personen zu. Die Zahl der weiblichen Bevölkerung im Alter von 85 Jahren und mehr ist von 2005 auf 2015 dagegen nur um 39 Prozent gestiegen. Der absolute Zuwachs betrug rund 28.000 Personen. Ein Grund hierfür ist, dass die Generation der vor 1928 Geborenen nach und nach stirbt. In dieser Generation war der Frauenanteil kriegsbedingt deutlich höher. Nachrückende Generationen mit einer eher gleichverteilten Zahl von Männern und Frauen tragen zur Annäherung der Anzahl der Senioren an die der Seniorinnen bei.
Eine weitere Ursache für das Anwachsen der Zahl der Senioren ist, dass die Zahl der Gestorbenen im Alter von 65 Jahren bis unter 70 Jahren, von 70 bis unter 75 Jahren, von 75 bis unter 80 Jahren, von 80 bis unter 85 Jahren und von 85 Jahren und älter jeweils je 100.000 Einwohner im entsprechenden Alter zwischen 2005 und 2015 sank und gleichzeitig mehr Personen das Seniorenalter erreichen. Insbesondere der Rückgang der gestorbenen Männer im Alter von 70 bis unter 85 Jahren je 100.000 Männer im Alter von 70 bis unter 85 Jahren ist auffällig.
Im Ergebnis hat die Lebenserwartung der 65-Jährigen in Sachsen zwischen 2005 und 2015 zugenommen.101 Zwar liegt sie bei den Frauen nach wie vor höher als bei den Männern, für die männliche Bevölkerung im Alter von 65, 70 und 75 Jahren fiel der Anstieg von 2005 auf 2015 aber etwas stärker aus als für die weibliche Bevölkerung. Dagegen ist die Lebenserwartung der weiblichen Bevölkerung im Alter von 80 und 85 Jahren etwas stärker gestiegen als die der männlichen Bevölkerung in diesen Altersjahren.
Die starke Zunahme der Zahl der Senioren hat wohl auch die Entwicklung ihres Familienstandes in Sachsen beeinflusst. Auffällig ist die aufgrund der höheren Lebenserwartung nach wie vor sehr große Zahl verwitweter Seniorinnen. Diese Gruppe ist zwischen 2005 und 2015 etwa vier Mal so groß wie die Gruppe der verwitweten (männlichen) Senioren. Allerdings hat sich die Personenzahl beider Gruppen angenähert. Die Zahl neu hinzukommender verheirateter (männlicher) Senioren war dabei größer als die Zahl gestorbener verheirateter (männlicher) Senioren. Gleichzeitig stieg die Zahl der verheirateten oder geschiedenen Seniorinnen (Abbildung 5-4).102
Mit dem wachsenden Bevölkerungsanteil der Senioren nimmt auch der Pflegebedarf zu. Hierauf weisen wir in Kapitel 3 und 7 hin. Hinzu kommt ein zunehmender Bedarf an Maßnahmen, die die gesellschaftliche Teilhabe der älteren Bevölkerung fördern. Der Freistaat Sachsen hat in den vergangenen Jahren diverse subsidiär konzipierte Projekte auf den Weg gebracht. Exemplarisch zu nennen ist beispielsweise die geförderte Alltagsbegleitung. Menschen jeden Alters bieten Unterstützung für betagte und hochbetagte Senioren, die noch keine Leistungen aus der Pflegeversicherung beziehen und in ihren eigenen Räumlichkeiten wohnen. Alltagsbegleiter ermöglichen durch gemeinsame Aktivitäten eine Teilnahme am sozialen Leben, beugen sozialer Isolierung vor und verlängern den Verbleib in der eigenen Häuslichkeit«.103 Im Erzgebirgskreis wurden zwischen 2011 und 2016 mit 60 die meisten Projekte zur Alltagsbegleitung gefördert, gefolgt von den Landkreisen Görlitz und Zwickau mit je 46 Projekten (Abbildung 5-5). Kaum zum Einsatz kam die Förderung von Alltagsbegleitern dagegen im Landkreis Meißen sowie in den Kreisfreien Städten Leipzig, Chemnitz und Dresden.
Auch die Seniorengemeinschaften (als Vereine oder echte Genossenschaften konzipiert) haben nach dem Dresdner Seniorengenossenschaftskongress 2013 begonnen, in Sachsen Fuß zu fassen. Es handelt sich dabei um Selbsthilfegruppen, die im Tausch (Zeitkonten) oder gegen Bezahlung niedrigschwellige Leistungen anbieten, die für die Bewältigung des Alltages unverzichtbar sind. Sie tragen über ihr subsidiäres Konzept dazu bei, dass Hochbetagte länger und gut versorgt zuhause bleiben können. Gründung und Startphase werden in Sachsen durch finanzielle Förderungen unterstützt. Bislang sind drei dieser Gemeinschaften entstanden: 2014 gründete sich die Generationengemeinschaft Chemnitz-Rabenstein und Umland e.V.104, 2015 die Seniorengemeinschaft »Oberes Vogtland« e.V.105 und 2017 die Bürgerzeitvorsorge Meißen106.
Fußnoten
101 Die Kennziffer Lebenserwartung gibt an, wie viele Jahre ein Mensch in einem definierten Alter bei unveränderten gegenwärtigen Sterberisiken im Durchschnitt noch leben würde.
102 In erster Linie hat die Zunahme der Eheschließungen und ein Rückgang der Scheidungszahlen zu dem Anstieg der verheirateten Senioren und Seniorinnen beigetragen.
103 Siehe https://senioren.alltagsbegleitung-sachsen.de/, Abruf am 28.03.2018.
104 https://www.generationengemeinschaft-chemnitz.de (Abruf am 24.05.2018).
105 http://www.seniorengemeinschaft-ovl.de (Abruf am 24.05.2018).
106 https://www.buergerzeitvorsorge.de und http://www.stadt-meissen.de/download/rathaus/Seniorenratgeber_2017.pdf (Abruf am 24.05.2018).