Demenz
Demenz ist eine Erkrankung des Alters. Mit wachsender Lebenserwartung ist mit einem weiteren Anstieg von Demenz in der sächsischen Bevölkerung zu rechen. Studienergebnissen zufolge liegt die Prävalenz von Demenz in Ländern mit hohem Volkseinkommen bei Personen über 65 Jahren zwischen 5 und 10 Prozent. Schätzungen gehen davon aus, dass sich die Prävalenz vom Alter ab 65 Jahren mit jedem 5-Jahresschritt verdoppelt (Hugo und Ganguli, 2014). Die Prävalenz, also die Anzahl von Personen, die von Demenz betroffen sind, ist bei Frauen für gewöhnlich höher als bei Männern. Frauen haben eine höhere Lebenserwartung und sind deshalb in den höheren Altersgruppen, in denen das Demenzrisiko besonders hoch ist, zahlreicher vertreten als Männer. Schätzungen von Alzheimer Europe163 zur Prävalenz aller Demenzformen wurden der Anschaulichkeit halber als Grundlage zur Berechnung der Prävalenz von Demenz in der sächsischen Bevölkerung herangezogen (Tabelle 6‑7), da bislang keine anderen Daten dazu vorliegen. Besonders anschaulich ist der exponentielle Anstieg der Prävalenz mit jeder Altersgruppe.
Altersgruppe | Geschätzte Prävalenz nach Alzheimer Europe in % |
Geschätzte Zahl Demenzkranker in Sachsen in 2013 |
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männlich | weiblich | männlich | weiblich | |
unter 65 Jahre | 0,2% | 0,9% | 292 | 1.395 |
von 65 bis unter 70 | 1,8% | 1,4% | 1.770 | 1.560 |
von 70 bis unter 75 | 3,2% | 3,8% | 4.170 | 5.980 |
von 75 bis unter 80 | 7,0% | 7,6% | 7.070 | 10.200 |
von 80 bis unter 85 | 14,5% | 16,4% | 7.770 | 14.500 |
von 85 bis unter 90 | 20,9% | 28,5% | 5.200 | 17.400 |
von 90 bis unter 95 | 29,2% | 44,4% | 2.210 | 12.500 |
95 Jahre und mehr | 32,4% | 48,8% | 246 | 2.140 |
Das durchschnittliche Sterbealter infolge von Alzheimer betrug 2015 in Sachsen 83,3 Jahre (Frauen 84,2; Männer 81,5) und infolge vaskulärer Demenz 86,7 Jahre (Frauen 87,5; Männer 84,9). Demenz ohne Alzheimer-Krankheit wurde 2015 in 1.996 Fällen in Sachsen als Todesursache angegeben. 68,9 Prozent der Gestorbenen waren Frauen und 31,1 Prozent Männer. Die altersstandardisierte Zahl von Gestorbenen infolge von Demenz ist von 2005 auf 2015 um 228,3 Prozent gestiegen (Abbildung 6‑85). Neben einem tatsächlichen Anstieg dürfte dies auch in einer Veränderung der Diagnostik begründet liegen, die dazu führt, dass Demenz häufiger als Todesursache in der amtlichen Statistik angegeben wird (RKI, 2015). In 22,5 Prozent der Fälle wurde vaskuläre Demenz als Todesursache festgestellt, in den übrigen Fällen konnte die genaue Art der Demenz nicht bezeichnet werden.164
Alzheimer war 2015 in 415 Fällen Todesursache (Frauen 67,5%; Männer 32,5%). Die zeitliche Entwicklung verlief bei Alzheimer wesentlich konstanter als bei den übrigen Demenz-Erkrankungen (Abbildung 6‑85, Abbildung 6‑86). Die altersstandardisierte Sterberate von Frauen und Männern unterschied sich in Sachsen zudem nur geringfügig.
Im Jahr 2016 gab es in Sachsen 1.403 Krankenhausfälle (Frauen 56,0%; Männer 44,0%) aufgrund von Demenz und 1.975 aufgrund von Alzheimer (Frauen 58,8%; Männer 41,2%). Die Zahl der Krankenhausfälle aufgrund von Alzheimer sind stark gestiegen (Abbildung 6-87)165 , während sich die sinkende Zahl an vaskulären Krankheiten (Abbildung 6-80) auch im Bereich der vaskulären Demenz widerspiegelt (Abbildung 6-88).
In der Verteilung von Krankenhausdiagnosen aufgrund von Demenz zeigen sich zum Teil erhebliche regionale Auffälligkeiten (Abbildung 6‑89). So wiesen beispielsweise der Vogtlandkreis, der Erzgebirgskreis und die Kreisfreie Stadt Chemnitz im Jahr 2016 die höchsten Diagnosezahlen aufgrund von Demenz auf, während die Zahlen für die Landkreise Zwickau und Meißen vergleichsweise niedrig waren. Inwieweit unterschiedliche Diagnosestellungen in den Krankenhäusern, Unterschiede in der Organisation der Behandlung von Demenz (ambulant versus stationär) oder tatsächliche Unterschiede in der Verbreitung von Demenz hier eine Rolle spielten, ist ungewiss.
Daten aus der ambulanten Versorgung zeigen, dass im Jahr 2011 Alzheimer-Krankheit in 6,2 Prozent aller Fälle Beratungsanlass in nervenärztliche Praxen war. Vaskuläre Demenz und andere nicht näher bezeichnete Demenz waren in 2,7 beziehungsweise 3,0 Prozent aller Fälle Ursache für die Behandlung in nervenärztlichen Praxen.
Primärprävention von Demenz
Ein hohes Bildungsniveau, hohe körperliche und insbesondere geistige Aktivität sowie eine gesunde Ernährung sind Schutzfaktoren gegenüber der Entwicklung einer Demenz. Sie können deren Risiko verringern oder das Auftreten hinauszögern. Risikofaktoren für Demenz sind dagegen Störungen der Hirndurchblutung (zum Beispiel als Folge von Herzerkrankungen, Schlaganfall, arterieller Hypertonie, Adipositas, Diabetes und hohen Cholesterinwerten), Depressionen und vermehrter Alkoholkonsum sowie ein geringes Bildungsniveau (Ritchie et al., 2010). Genetische Faktoren sowie Kopfverletzungen werden ebenfalls als Risikofaktoren diskutiert (Hugo und Ganguli, 2014).
Von Braak et al. (2005) stellten fest, dass sich das Ausmaß geistiger Stimulation im Kindesalter auf das Entstehen einer Demenz im hohen Lebensalter auswirkt. Insgesamt konnten im Rahmen der Studie 18 Prozent der Demenzerkrankungen mit dem Einfluss eines niedrigen Bildungsniveaus und geringer geistiger Aktivität erklärt werden. Der Anteil der beeinflussbaren, das heißt vermeidbaren Risikofaktoren für eine Demenz beträgt danach 39 Prozent.
Fußnoten
163 Alzheimer Europe: Prevalence of dementia in Europe. http://www.alzheimer-europe.org/Research/European-Collaboration-on-Dementia/Prevalence-of-dementia/Prevalence-of-dementia-in-Europe (Abruf am 21.03.2018).
164 In ICD-10 als »Nicht näher bezeichnete Demenz« (F03) erfasst.
165 Der deutliche Anstieg von Krankenhausfällen aufgrund von Alzheimer-Krankheit konnte trotz Anfrage beim Statistischen Bundesamt nicht geklärt werden.