Stürze bei Älteren
Stürze sind die häufigste Unfallart bei Menschen ab 65 Jahren (Gale et al., 2016). Im fortgeschrittenen Alter sind sie häufig mit Krankenhausaufenthalt, Behinderung, Verlust von Selbstständigkeit und vorzeitiger Mortalität verbunden. Auch ohne schwerwiegende Verletzungen kann die Furcht vor weiteren Stürzen die Lebensqualität im Alter stark beeinträchtigen. Frauen unterliegen einem höheren Sturzrisiko, das sich teilweise durch einen stärken Abbau der Knochenmineraldichte erklären lässt (Daly et al., 2013). Studien zeigen darüber hinaus, dass Osteoporose die Gefahr von Frakturen bei Stürzen um ein Vielfaches erhöht (Tsuda, 2017).
Die Zahl der tödlichen Stürze unter Älteren nahm in Sachsen zu (Abbildung 6‑90). Stürze als Untergruppe der Unfälle waren in der jungen und mittleren Altersgruppe in Sachsen noch für einen geringen Anteil der Todesfälle verantwortlich. Bei Männern und Frauen ab 65 Jahren gingen hingegen 59,4 beziehungsweise 67,3 Prozent der Unfalltoten im Jahr 2015 auf Stürze zurück. Bei Personen ab dem 75. Lebensjahr stieg die Sterblichkeitsrate (nicht altersstandardisiert) infolge von Stürzen seit 2009 stark an. Dabei waren Frauen stärker von Stürzen betroffen als Männer (Abbildung 6‑91).
Im Jahr 2015 entfielen bei älteren Frauen in Sachsen 55,5 Prozent aller Todesfälle infolge äußerer Ursachen (Unfälle, vorsätzliche Selbstbeschädigung, et cetera, V01-Y98) auf Unfälle im häuslichen Bereich oder Sport- und Spielunfälle. Bei Männern waren es 38,8 Prozent. Eine Überprüfung, wie groß der Anteil von Stürzen unter den Unfällen im häuslichen Bereich war, ist aufgrund der zur Verfügung stehenden Daten nicht möglich. Übereinstimmung im zeitlichen Verlauf der Sterberaten infolge von Stürzen (Abbildung 6‑90) und Haus-, Sport- und Spielunfällen (Abbildung 6‑92) und der hohe Anteil älterer Menschen legen einen Zusammenhang jedoch nahe.
Neben Alter gelten eine schwache Muskulatur, Gleichgewichtsstörungen, eingeschränktes Sehvermögen und Demenz als Risikofaktoren für Stürze bei Älteren. Darüber hinaus sind (bei beiden Geschlechtern) chronische Erkrankung und starke Schmerzen mit erhöhter Sturzgefahr assoziiert. Auch Gebrechlichkeit und Depressionen sind Risikofaktoren (Gale et al. 2016). Studien zeigen, dass Anti-Sturz-Training bei älteren Menschen, die zu Hause leben, das Risiko von Stürzen senken kann (Tsuda, 2017).