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Zusammenfassung

Die Unterschiede in Gesundheit und Krankheit bei Männern und Frauen sind in der medizinischen Forschung seit langem bekannt. Wie gezeigt, schlagen sich diese Unterschiede auch in Sachsen in einer erheblichen Differenz zwischen der Lebenserwartung von Männern und Frauen nieder. Diese Differenz war in Sachsen stark ausgeprägt. Die Gesamtsterblichkeitsrate aller Todesursachen lag bei Frauen unter und bei Männern über dem Bundesdurchschnitt. Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen waren für einen großen Teil der Sterbefälle verantwortlich. Hier zeigte sich im Zeitverlauf zwar ein erfreulicher Rückgang der Sterblichkeit, bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere bei der ischämischen Herzkrankheit, lag die Sterblichkeit sowohl sächsischer Männer als auch sächsischer Frauen merklich über dem Bundesdurchschnitt.

Wie gezeigt unterscheiden sich junge, mittelalte und ältere Menschen in Sachsen beträchtlich in Bezug auf Gesundheitszustand und Sterblichkeit. Bei jungen Menschen waren es am häufigsten äußere Ursachen, die zum Tode oder zur Aufnahme im Krankenhaus führten. Hier ist vor allem bei Jungen und jungen Männern die Zahl der Suizid- und Verkehrstoten stark zurückgegangen. Bei Schuluntersuchungen zeigte sich ebenfalls ein deutlicher Rückgang der Kariesprävalenz, ein deutlicher Erfolg der durchgeführten Prophylaxemaßnahmen in Sachsen. Die Quote der Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln lag allerdings noch unterhalb des von der WHO anvisierten Zielwertes.

Im mittleren Alter hat die Erwerbstätigkeit eine hohe Bedeutung für die Gesundheit. Dies zeigt sich einerseits sowohl im Hinblick auf die gesundheitlichen Auswirkungen durch die Arbeit und die Rolle von betrieblicher Gesundheitsförderung und Arbeitsschutz. Andererseits stellt das Fehlen von Erwerbstätigkeit für Menschen im mittleren Alter eine große gesundheitliche Belastung dar, die teilweise auch mit einem ungesunden Lebensstil verknüpft ist. Dies betrifft Männer im Besonderen. In dieser Lebensphase des mittleren Alters wirken sich Unterschiede in Risikoverhalten und Lebensstil zwischen Mann und Frau auf die Zahl vermeidbarer Sterbefälle aus, deutlich sichtbar beispielsweise im Bereich der ischämischen Herzkrankheiten. Die Zahl der Krebsneuerkrankungen war im Vergleich mit anderen Bundesländern bei sächsischen Frauen sehr niedrig, bei sächsischen Männern aber vergleichsweise hoch. Dem fortlaufenden Rückgang der Brustkrebssterblichkeit stand ein Anstieg der Lungenkrebsneuerkrankungen von Frauen gegenüber.

Die allgemeine Lebenserwartung in Sachsen ist stärker gestiegen als die behinderungsfreie Lebenserwartung. Das Älterwerden der Bevölkerung geht mit chronischen Erkrankungen und Multimorbidität einher. Häufig treten dabei Diabetes mellitus und Krankheiten des Kreislaufsystems gleichzeitig auf. Im hohen Alter steigt das Risiko für Demenz und Stürze stark an. Zudem zeigte sich, dass die Suizidraten bei Hochaltrigen von allen Altersgruppen am höchsten waren.

Mangelnde soziale Integration, belastende Arbeits-, Lebens- und Wohnbedingungen, Benachteiligungen in der Gesundheitsversorgung sowie ein riskanteres Gesundheitsverhalten sind Erklärungen für Gesundheitsunterschiede auf sozialer Ebene. In Sachsen zeigte sich, dass in Regionen mit einer hohen sozialen Deprivation zum Beispiel häufiger Adipositas und Diabetes auftraten und die Sterblichkeit tendenziell erhöht war. Hinsichtlich der standardisierten Mortalität bestanden regionale Unterschiede, mit der niedrigsten Sterblichkeit in der Kreisfreien Stadt Dresden und der höchsten im Landkreis Zwickau.

Die Analysen bestätigten die Handlungsfelder der sächsischen Landesrahmenvereinbarung, in deren Mittelpunkt die Zielbereiche Gesund aufwachsen, Gesund leben und arbeiten, Gesundheitsförderung von Erwerbslosen und Gesund im Alter stehen. Die wichtigsten darin definierten Handlungsfelder betreffen je nach Lebenslage Bewegung beziehungsweise Sport, Ernährung, psychische Gesundheit, Impfschutz, Unfallprävention, Suchtprävention, Reduzierung des Genussmittelkonsums sowie Sturzprävention und psychosoziales Wohlbefinden bei älteren Menschen. Die Landesrahmenvereinbarung fordert zudem die Berücksichtigung geschlechts­spezifischer Unterschiede in Sterblichkeit, Krankheit und Gesundheitsverhalten bei der Bedarfsermittlung sowie bei der Planung und Erbringung von Präventions- und Gesundheits­förderungsleistungen. Dieser Bericht legt nahe, dass den Gesundheitsunterschieden zwischen Männern und Frauen in Zukunft verstärkt Rechnung getragen werden muss. Auch sollte angesichts der aufgezeigten Entwicklung die Primärprävention von Demenz stärker in den Fokus gerückt werden.

Wie die Darstellung einzelner Projekte in den Kapiteln zur Gesundheitsförderung und Prävention deutlich machen, bestehen in Sachsen bereits verschiedenste Angebote für unterschiedliche Zielgruppen. Am größten ist das Angebot für Kinder- und Jugendliche, was vermutlich vor allem in deren einfachen Erreichbarkeit innerhalb der Institutionen des Lernens begründet liegt. Aber auch für schwer erreichbare Zielgruppen mit besonders hohem Bedarf, wie beispielsweise langzeitarbeitslosen Männern oder Erwerbslosen mit psychischen Erkrankungen, gibt es in Sachsen Best Practice Beispiele im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention. Eine Maßnahme wäre hier eine vollständige Bestandsaufnahme und Kommunikation des bestehenden Angebotes für die verschiedenen Zielgruppen und Bedarfe in den verschiedenen Regionen Sachsens mit dem Ziel zu schaffen, geeignete Projekte miteinander zu vernetzen und bewährte Angebote flächendeckend in Sachsen anzubieten. Zudem ermöglicht dieser Schritt die Analyse noch nicht gedeckter Bedarfe, um gegebenenfalls spezifische Angebote entwickeln zu können.

Der Indikatorensatz für die Gesundheitsberichterstattung der Länder, der vorwiegend auf stationären Behandlungsdaten basiert, sowie die Todesursachenstatistik werden auch in Zukunft ein geeignetes Mittel sein, die Entwicklungen in den Handlungsfeldern der Landesrahmen­vereinbarung aufzuzeigen. Todesursachenstatistik und Krankenhausfälle allein können das Gesundheitsgeschehen in Sachsen jedoch nicht zur Gänze abbilden. Die regelmäßige Erfassung und Auswertung ambulanter Behandlungsdaten könnte insbesondere auf Ebene der Landkreise und Kreisfreien Städte nachhaltig dazu beitragen, regionale Ursachen im Gesundheitszustand zu ergründen. Neben der Sächsischen Längsschnittstudie könnten in Zukunft auch Ergebnisse der NAKO-Gesundheitsstudie mit einem Studienzentrum in Leipzig dazu dienen, die Entwicklung insbesondere von Volkskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, Adipositas oder Demenz langfristig zu beobachten.

Bei vielen Indikatoren zeigten sich teils deutliche Unterschiede zwischen den Landkreisen und Kreisfreien Städten Sachsens. Die Ursachen dieser Unterschiede aufzudecken, war nicht immer möglich. Der soziale Deprivationsindex legt beispielsweise in Verbindung mit der Diabetesprävalenz einen Zusammenhang von sozialer Lage und Gesundheitszustand innerhalb einiger Regionen nahe. Vertiefende Studien, die zusätzlich sowohl Versorgungsstrukturen als auch regionale Daten der ambulanten Versorgung erfassen, könnten dazu breitragen, gesundheitliche Disparitäten innerhalb des Freistaates Sachsen zu erklären. Viele chronische Erkrankungen ließen sich durch die Vermeidung von Risikofaktoren verringern. Daher wären Gesundheitssurveys auf Ebene der Landkreise und Kreisfreien Städte eine Möglichkeit, um beispielsweise regionale Unterschiede von Tabak- und Alkoholkonsum und Ernährungs- und Bewegungsverhalten zu erheben.

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