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Rentner

Rentenzahlungen sind eine wesentliche Einkommensquelle von Senioren. 2015 erhielten 51.879 Personen in Sachsen erstmals eine Rentenzahlung nach SGB VI, ungefähr zur Hälfte Frauen und Männer. Diese neu hinzugekommenen Rentenbezieher in Sachsen erhielten 2015 im Durchschnitt 907 Euro Rente nach SGB VI. 2005 betrug die durchschnittliche Rente für neu Hinzugekommene noch 785 Euro. Demnach ist der Rentenzahlbetrag für neu hinzugekommene Rentner in Sachsen von 2005 auf 2015 um 122 Euro oder um 16 Prozent gestiegen. In Deutschland insgesamt betrug die Rentenzahlung für Renteneintritte 2005 671 Euro und stieg bis 2015 um 167 Euro oder 25 Prozent auf 839 Euro an. Der höhere Rentenzahlbetrag in Sachsen ist dabei auf die verglichen mit dem Bundeswert hohe Rentenzahlung für Frauen zurückzuführen (Abbildung 5-9). 2005 lag die durchschnittliche Rentenzahlung für neu hinzugekommene Frauen in Sachsen bei 653 Euro und stieg bis 2015 auf 849 Euro an. Dies entspricht einem Anstieg um knapp 200 Euro oder um 26 Prozent. In Deutschland insgesamt betrug die durchschnittliche Rentenzahlung für neu hinzugekommene Rentnerinnen 2005 453 Euro und 2015 652 Euro (Anstieg um knapp 200 Euro oder 44%). Bei den Männern bestand 2005 bei rund 900 Euro kein wesentlicher Unterschied zwischen der durchschnittlichen Rentenzahlung für neu Hinzugekommene in Sachsen und in Deutschland. Bis 2015 ist die Rentenzahlung für Männer in Deutschland insgesamt deutlich stärker gestiegen als für Männer in Sachsen. Dies ist vermutlich Ausdruck der höheren Erwerbslosigkeit seit 1990 von Männern, die nach und nach rentenanspruchsberechtigt geworden sind.

Insgesamt haben sich damit die Rentenzahlungen in Sachsen und Deutschland zwischen 2005 und 2015 etwas angenähert. Die vergleichsweise hohen Rentenzahlungen in Sachsen verglichen mit Deutschland insgesamt sind Ausdruck der ausgeprägten Erwerbstätigkeit und Vollzeitarbeit von Frauen insbesondere vor 1990 (Holst und Wieber, 2014). Beispielsweise lagen 2005 die Rentenzahlungen für neu hinzugekommene Rentner in Sachsen auf dem Niveau der neu hinzugekommenen Rentner in Deutschland. Renten in Ostdeutschland wurden dabei so angepasst, dass die (im Vergleich zu Westdeutschland) geringeren Arbeitsentgelte in der DDR sich nicht nachteilig auf die Rentenzahlungen auswirken. Werden statt den Rentenzahlbeträgen für neu hinzugekommene Rentner die Zahlungen im Rentenbestand verglichen, erhält man ein ähnliches Bild für das Niveau der Rentenzahlungen. Zwischen 2005 und 2015 zeigte sich allerdings eine sehr viel schwächere Annäherung zwischen Rentenempfängern in Sachsen und in Deutschland. Setzt sich die Annäherung der Rentenzahlungen für neu hinzugekommene Rentner weiter fort, werden auch die Rentenzahlbeträge im Rentenbestand eine stärkere Annäherung erfahren.

Abbildung 5-9: Durchschnittlicher nominaler Zahlbetrag der Altersrenten (Rentenzugang) in Sachsen und Deutschland, nach Geschlecht, in Euro, 2005 und Zuwachs 2005 auf 2015

Die Abbildung stellt grafisch die zuvor erläuterten Entwicklungen der Altersrenten in Sachsen und Deutschland dar.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Deutsche Rentenversicherung Bund,
eigene Darstellung Prognos AG

Die Rentenzahlungen bestimmen wesentlich das Haushaltseinkommen von Rentnerhaushalten. Daten hierzu liegen aus der EVS lediglich für die Jahre 2003, 2008 und 2013 vor. Das nominale Haushaltsnettoeinkommen von Rentnerhaushalten ist in Sachsen wie auch in den anderen ostdeutschen Bundesländern von 2003 auf 2008 deutlich geschrumpft. Von 2008 bis 2013 hat es dagegen deutlich zugenommen und liegt 2013 bei knapp 1.900 Euro im Monat (Tabelle 5‑1). Die Entwicklung der Haushaltsnettoeinkommen von Rentnerhaushalten entwickelten sich dabei ähnlich wie die nominalen Zahlbeträge der Renten. Der Anstieg der durchschnittlichen Renten­zahlbeträge wurde durch sogenannte Nullrunden von 2004 bis 2006 und 2010 unterbrochen (Rentenreport, 2011).

Tabelle 5‑1: Monatliches Haushaltsnettoeinkommen von Rentnerhaushalten in Sachsen, Deutschland und den Bundesländern, in Euro, 2003, 2008 und 2013
Bundesland Haushaltsnettoeinkommen Zuwachs in Prozent
2003 2008 2013 von 2003 auf 2008 von 2008 auf 2013
Sachsen 1.826 1.712 1.880 -6% 10%
Deutschland 2.026 2.117 2.206 4% 4%
Baden-Württemberg 2.241 2.273 2.474 1% 9%
Bayern 2.228 2.242 2.447 1% 9%
Berlin - 1.927 1.856 - -4%
Brandenburg - 1.908 1.989 - 4%
Bremen - - - - -
Hamburg 1.846 2.168 2.087 17% - 4%
Hessen 2.264 2.355 2.424 4% 3%
Mecklenburg-Vorpommern 1.746 1.660 1.807 -5% 9%
Niedersachsen 2.064 1.979 2.150 -4% 9%
Nordrhein-Westfalen 2.145 2.161 2.175 1% 1%
Rheinland-Pfalz 2.113 2.122 2.254 0% 6%
Saarland - - - - -
Sachsen-Anhalt 1.811 1.646 1.794 -9% 9%
Schleswig-Holstein 2.097 2.133 2.250 2% 5%
Thüringen 1.815 1.683 1.795 -7% 7%

Für Berlin, Brandenburg, Bremen und das Saarland liegen nicht für alle aufgeführten Jahre Daten vor.
Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, EVS,
eigene Darstellung Prognos AG

Die Haushaltsnettoeinkommen der Rentnerhaushalte lagen im Bundeslandvergleich sowohl 2003 als auch 2013 im unteren Drittel, aber in der Regel jeweils etwas über dem Niveau der Einkommen der weiteren ostdeutschen Bundesländer.109

Neben den Renten sind Einkommen aus Erwerbstätigkeit ein weiterer Einflussfaktor der ökonomischen Lage der Senioren in Sachsen. Die Erwerbstätigenquote der 65- bis 70-Jährigen, also der Anteil der erwerbstätigen 65- bis 70-Jährigen an allen 65- bis 70-Jährigen, ist von knapp 4 Prozent im Jahr 2005 auf 11 Prozent 2015 angestiegen (Abbildung 5-10).110 Sowohl für Personen mit einer Lehrausbildung, einem Meister- oder Technikerabschluss als auch für Personen mit einem Hochschulabschluss ist die Erwerbstätigenquote deutlich angestiegen.

Abbildung 5-10: Erwerbstätigenquote der 65- bis einschließlich der 70-Jährigen in Sachsen, nach Art des höchsten berufsbildenden oder Hochschulabschlusses, in Prozent, 2005, 2010 und 2015

Die Grafik zeigt den zuvor aufgeführten Anstieg der Erwerbstätigenquote nach Abschluss.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Mikrozensus,
eigene Darstellung Prognos AG

Allerdings ist die Zunahme der Erwerbstätigenquote der Älteren nicht auf Sachsen beschränkt. Auch in den anderen deutschen Bundesländern hat die Erwerbstätigenquote der 65- bis 70-Jährigen zwischen 2010 und 2015 deutlich zugenommen (Abbildung 5‑11).

Abbildung 5-11: Erwerbstätigenquote (ETQ) der 65- bis einschließlich der 70-Jährigen in Sachsen, Deutschland insgesamt und in den Bundesländern, in Prozent, 2010 und 2015

Die höchste Erwerbstätigenquote weist mit Abstand Baden-Württemberg mit knapp 19 Prozent auf. Die niedrigste Quote mit 9 Prozent findet sich in Sachsen-Anhalt. Die Erwerbstätigenquote für Gesamtdeutschland liegt bei knapp 14 Prozent, in Sachsen sind es circa 11 Prozent.

Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus,
eigene Darstellung Prognos AG

Die höchste Erwerbstätigenquote weist Baden-Württemberg auf. Fast jeder Fünfte im Alter zwischen 65 und 70 ging 2015 dort einer Erwerbstätigkeit nach. Verschiedene Gründe können dafür von Bedeutung sein. Die Möglichkeit, auch im höheren Alter am Erwerbsleben teilhaben zu können, ist dabei angesichts der langjährigen geringen Arbeitslosigkeit wohl wichtiger als die ökonomische Notwendigkeit aufgrund geringer Rentenanwartschaft sowie zur Vermeidung von Altersarmut.111 Nicht zuletzt trägt ein Mangel an Fachkräften in manchen Branchen und für ausgewählte Tätigkeiten dazu bei, dass Unternehmen den Verbleib von Mitarbeitern über 65 Jahre anstreben.112 Der deutliche Anstieg der Erwerbstätigenquote von Personen im Alter von 65 bis 70 mit einem Hochschulabschluss deutet darauf hin, dass auch in Sachsen nicht ausschließlich ökonomische Motive den Anstieg der Erwerbstätigenquote der 65- bis 70-Jährigen erklären.113

 

Fußnoten

109 Rentnerhaushalte sind Haushalte, deren Haupteinkommensbezieherin oder –bezieher (Person eines Haushalts, die den größten Beitrag zum Haushaltsnettoeinkommen leistet) das überwiegende Einkommen aus Renten der gesetzlichen Rentenversicherung bezieht.

110 Die Erwerbstätigenquote ist der Anteil der Erwerbstätigen in einer Altersgruppe an der gesamten Bevölkerung dieser Altersgruppe.

111 Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung nimmt allerdings das Armutsrisiko für Neurentner in Ostdeutschland auch aufgrund häufig auftretender Phasen der Erwerbslosigkeit deutlich zu (DIW und ZEW, 2017).

112 Siehe beispielsweise Prognos (2015).

113 Vergleiche dazu http://www.markus-kurth.de/assets/uploads/180321_Antwort_Bundesregierung_Flexirentengesetz_1.pdf (Abruf am 10.10.2018).

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